Tour Nr. 1: Auf den Spuren der Ritter im Mittelburgenland
Short Facts zum Ritt:
- Typ: Genussritt, kurze Etappen
- Schwierigkeitsgrad: leicht – mittel
- Länge: 2 Tage; gut geeignet für ein Wochenende bzw. für ein verlängertes Wochenende (wenn man z.B. einen erholsamen Tag in der Therme anschließen möchte).
- Strecke: Außergewöhnlich schöne und abwechslungsreiche Gegend (hügelig, waldreich, kaum starke Steigungen). Sehr gut ausgebautes Reitwegenetz, Burgenland Tourismus stellt Reitkarte und Quartierverzeichnis kostenlos zur Verfügung. Wege leider nicht immer gut markiert. Ausreichend viele Quartiere für Pferd und Reiter in allen Preisklassen vorhanden.
- Die detaillierten Reitwege und GPS-Daten finden Sie online unter www.burgenland.info.
Anreise am Vortag: Lockenhaus
Von kleinen Pferden in großen Boxen, Jungfrauen und Blutsgräfinnen
Gemeinsam mit unseren beiden Jungs reisten wir am Nachmittag in Lockenhaus an. Nach dem Ausladen durften sich die Beiden noch ein wenig die Beine vertreten ehe sie ihr erstes Nachtquartier im Pferdehof Siegl bezogen. Dieser großteils als Laufstall konzipierte Betrieb, der viel Wert auf artgerechte Pferdehaltung und persönliche Betreuung legt, stellt für Wanderreiter sehr schöne und großzügige Boxen zur Verfügung. Alternativ bietet in Lockenhaus auch ein größerer Westernreitstall Boxen für Wanderreiter. Beide Betriebe ermöglichen einen direkten Einstieg in das mittelburgenländische Reitwegenetz.
Unsere beiden Jungs fanden Quartier und Verköstigung jedenfalls spitze und tauchten gleich in die bereitgestellte Heuration ab. Viel zu sehen war von Ihnen ohnehin nicht, in den riesigen Großpferdeboxen ragten gerade mal ihre Ohrenspitzen über die Holzwand. Das Stallbesitzerpaar nahm die ungewöhnlichen Gäste sehr interessiert in Augenschein und erkundigte sich ausführlich über die Robustrasse Islandpferd.
Nachdem wir die Pferde versorgt, die Ausrüstung griffbereit für den nächsten Tag bereitgelegt und den Hänger geparkt hatten, machten wir uns auf zu unserem ersten ritterlichen Quartier in der um 1200 erbauten Burg Lockenhaus. Bei einer Erkundung des mächtigen Bollwerks erfuhren wir von schaurigen Geschichten, die sich um die Burgherrin Erzsébeth Báthory ranken. So soll die 1611 als Serienmörderin verurteilte Gräfin der Legende nach unzählige Mädchen gefoltert und getötet und im Blut von Jungfrauen gebadet haben um ihre Jugendlichkeit zu erhalten, weshalb sie später auch den Beinamen „Blutsgräfin“ erhielt. Ein spätabendlicher Besuch bei unseren Vierbeinern vertrieb allerdings schnell die gruseligen Gedanken und auch in der Nacht waren die Schlossgespenster gnädig und störten nicht unseren Schlaf.
Tag 1: Lockenhaus – Burg Bernstein (Energieweg, ca. 16 km)
Von verschwundenen Wegen und gelassenen Pferden
Da wir eher kurze Etappen für unseren Ritt geplant hatten, war genug Zeit für ein gemütliches Frühstück und das finale Studieren der Karten. Den Einstiegspunkt in das Streckennetz hatten wir uns bereits am Vorabend angesehen. Nun war es an der Zeit, die Pferde zu richten. Aufbruchsstimmung lag in der Luft. Noch eine gründliche Überprüfung aller Ausrüstungsteile, dann konnte es losgehen. Dabei hatten wir das Gepäck so weit wie möglich reduziert, denn in jedem der folgenden Quartiere lag bereits eine Tasche mit Ersatzwäsche bereit. Hochmotiviert stapften unsere beiden Jungs los. Nach Querung der ersten Landstrasse hatten wir auch schon den Einstieg in das Reitwegenetz geschafft. Allerdings waren die Markierung gerade zu Beginn sehr spärlich. Hätten wir nicht unsere Wanderkarte mitgehabt, wären wir wohl schnell in die Irre gegangen. So ging es aber gut voran bis wir schließlich an einer riesigen Lichtung vor einer größeren Herausforderung standen. Sehr umfangreiche Waldarbeiten hatten sämtliche Wege „verschluckt“. Vor uns lag ein schlammiges Meer aus aufgewühlter Erde, Zweigen, Ästen und Baumstämmen. Zwar konnten wir dank der Karte noch die Richtung eruieren, doch der Boden wurde immer schlammiger, so dass wir umdisponierten und mittels der Karte einen alternativen Weg suchten. Dieser war zwar länger und führte ein größeres Stück an der Bundesstraße entlang, war dafür aber gut befestigt. Allerdings erwies sich die Bundessstraße als stark befahren. Unzählige Motorrradfahrer überholten uns einzeln und in Gruppen, nicht immer nahmen sie dabei Rücksicht auf die Pferde. Einmal mehr waren wir dankbar für die unglaubliche Nervenstärke unserer beiden Jungs, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließen.
Nach Durchreiten einer kleinen, verträumten Ortsgemeinde waren auch wieder Markierungen am Wegrand und von hier weg wurde die Strecke immer traumhafter. Wildromantische Reitwege, endlose einsame Wiesen, Felder und Wälder, die sich stetig abwechselten, Bäche und schöne Weidestellen, die Möglichkeit für eine Rast und zum Tränken der Pferde boten. Gerastet wurde dreimal: Eine kurze Pause jeweils vormittags und nachmittags und eine längere Rast um die Mittagszeit. Allgemein war die Strecke sehr abwechslungsreich. Steigungen gab es eher wenige, einzig im letzten Drittel mussten wir einen Bergkamm hoch, der lang und sehr steil war. Hier stiegen wir nach einem Stück ab und führten die Pferde hoch. Witziger Abschluss war der Kauf eines Eises hoch zu Ross in Bernstein und schließlich das Einreiten mit den Pferden in die Burg.
In Burg Bernstein hatte der Burgherr für unsere beiden Jungs bereits eine wunderschöne große Koppel direkt neben der Burg freigehalten, auf der die Beiden bis zum Bezug ihres Nachtquartiers ganz nach Lust und Laune herumtoben, sich genüßlich wutzeln und saftiges Gras knabbern konnten. Über Nacht kamen sie dann in schöne große Selbstversorgerboxen. Stroh und Heu in sehr guter Qualität wurden zur freien Entnahme bereitgestellt. Neben einer XXL-Portion Heu gab es natürlich auch Kraftfutter, schließlich ist so ein Wanderritt anstrengend und erfordert viel Energie von unseren Vierbeinern. Aber nicht nur unsere Jungs schmausten herrschaftlich an diesem Abend. Auch wir ließen uns von der großartigen Küche in Burg Bernstein verwöhnen und genossen die einzigartige Atmosphäre unseres Burgzimmers.
Tag 2: Burg Bernstein – Bad Tatzmannsdorf (Thermenreitweg, ca. 27 km oder gemütliche Variante: Abkürzung Tauchen-Willersdorf ca. 17 km)
Von kühlen Bächen, warmen Thermen und gefährlichen Dingen
Nachdem wir die Pferde in der Früh gefüttert hatten, gönnten wir uns selbst noch ein ausgezeichnetes Frühstück im sonnigen Burghof. Der Burgherr, selbst Pferdemensch und begeisterter Reiter, sah sich mit uns die Strecke an, gab uns viele wertvolle Tipps und begleitete uns sogar das erste Stück mit seinem Motorrad. Nachdem wir die Betonstrassen von Bernstein hinter uns gelassen hatten und auf einen Waldweg bogen, staunten wir erneut über die außergewöhnlich schöne und abwechslungsreiche Landschaft des Mittelburgenlandes. Dichte, kühle Wälder wechselten mit endlosen farbenprächtigen Feldern und Wiesen und verträumten kleinen Dörfern. Immer wieder durchquerten wir kleine Bachläufe, die Möglichkeit zum Tränken der Pferde boten. Die Qualität der Wege war außergewöhnlich gut und die Steigungen waren für unsere versierten Geländepferde keine große Herausforderung. Nur einmal mussten wir einen Berg hoch, ansonsten war die Strecke eher flach bis leicht hügelig. Auf den kurzen Abschnitten, wo wir auf der Bundesstrasse reiten mussten, bewies sich einmal mehr die Gelassenheit unserer Lieblinge. Selbst vorbeibrausende LKWs wurden stoisch zur Kenntnis genommen. Nicht so aber der etwa 50 Zentimeter große, weiße Stein am Wegrand, den Saturn als äußerst gefährlich einstufte und erst nach langem Zureden bereit war an ihm vorbeizugehen. Und nicht zu vergessen die blaue Linie auf der Straße in Bad Tatzmannsdorf, die er partout nicht überschreiten wollte, schließlich aber mit guter Höhe übersprang. Ein richtiges Wanderreitpferd weiss eben über die wahren Gefahren Bescheid und tut alles, um seine Besitzerin davor zu beschützen. 😉
In Bad Tatzmannsdorf angelangt, bezogen unsere beiden Vierbeiner ihr Quartier im Pferdehof Alexander Rehling. Hier standen für sie schon zwei große Boxen, eine Gatschkoppel, Kraftfutter und viel Heu bereit. Während sich unsere Pferde auf der Gatschkoppel genüßlich wutzelten, beschlossen wir uns auch etwas Gutes zu tun und ließen den Tag gemütlich im wohlig-warmen Thermalwasser der Therme ausklingen.